Der Jugendchor

Der Jugendchor in der alten Propsteikirche

Fahrt des Jugendchores nach Trier

„ ... dich Gott, unsern Gott, recht zu loben“

Jugendchor beim Pueri-Cantores-Festival in Trier

„36 Grad – und es wird noch heißer“… Dies war unser erster Gedanke, als wir bei unserer Ankunft in Deutschlands ältester Stadt aus dem Zug stiegen. In Trier erwartete uns (23 Mitglieder des Jugendchores der Propsteigemeinde mit unserem Kantor Stephan Rommelspacher und Betreuerin Claudia Heinze) vom 1. bis 5. Juli 2015 das 7. Deutsche Chorfestival der Pueri Cantores, des Verbands der „singenden Kinder“, in dem die katholischen Knaben-, Mädchen-, Kinder- und Jugendchöre zusammengeschlossen sind.

Die fünf Festivaltage standen unter dem Motto „Gott liebt diese Welt“. 102 Chöre aus ganz Deutschland waren gekommen, um gemeinsam zu singen, zu feiern und zu beten – und an keinem Tag sank das Thermometer unter 36 Grad. „Musik hat eine weltverändernde Wirkung“, sagte uns der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann zum Abschied...

Die rund 3.300 jungen Sängerinnen und Sänger wurden in Jugendherbergen und Großraumquartieren untergebracht, in Trier und der gesamten Moselregion. Wir hatten das Glück, schon vor dem Festival mit der Trierer Dommusik in Kontakt gekommen zu sein. Im Mai letzten Jahres war der Mädchenchor am Trierer Dom mit seinem Leiter Thomas Kiefer bei uns in Leipzig zu Gast (viele erinnern sich sicher noch an das „Baustellenkonzert“), nun stand unser Gegenbesuch an. In den Familien der Trierer Mädchen wurden wir sehr herzlich aufgenommen und fühlten uns gleich wie zu Hause.

Unsere Tage waren durch viele Highlights geprägt. Als wir am Mittwoch zum ersten Mal den fast 1700 Jahre alten Trierer Dom betraten, waren wir von der Größe und Atmosphäre dieses uralten Gotteshauses tief beeindruckt. Weil bis zum Festivalstart noch etwas Zeit war, führte uns Herr Rommelspacher spontan durch den Dom, seinen ehemaligen „Arbeitsplatz“, an dem er bis zu seinem Wechsel nach Leipzig dreizehn Jahre als Domkapellmeister die Musik geleitet hatte. Abends kamen wir dann zum Eröffnungsgottesdienst mit Bischof Ackermann und Pueri-Präsident Matthias Balzer wieder im Dom zusammen. Hier erklang auch zum ersten Mal das offizielle Mottolied  „Gott rief diese Welt ins Leben“, einer von vielen „Schlagern“ aus dem Festival-Chorbuch.

Am Donnerstag gestalteten wir gemeinsam mit sechs weiteren Chören ein Friedensgebet in der gotischen Liebfrauenbasilika direkt neben dem Dom. Als einziger Chor sangen wir hier auch ein Stück alleine: „Lord how gracious“ von Harrison Oxley. Domkapellmeister Eberhard Metternich aus Köln, der die musikalische Gesamtleitung dieser Andacht hatte, zeigte sich unserem Chorleiter gegenüber „erstaunt und begeistert über das, was in Leipzig in gerade mal anderthalb Jahren (seit Gründung unseres Jugendchores) schon gewachsen ist.“

Sehr gefallen hat uns am Freitag der Tagesausflug der Jugendchöre nach Koblenz. Nach einer Messe der 1.100 Mitglieder der Festival-Jugendchöre mit Weihbischof Jörg Peters in der Marcellinus-Basilika Vallendar, einer entspannten Bootsfahrt zum Deutschen Eck nach Koblenz und einer Seilbahnfahrt über den Rhein kamen wir auf der Festung Ehrenbreitstein an, wo ein leckeres Mittagessen auf uns wartete. Der Tag schloss mit einer Veranstaltung in der Rhein-Mosel-Halle, wo wir miteinander und füreinander sangen.

Am besten gefiel uns die Chorparty in der TrierArena mit gemeinsamen Singen und einem eindrucksvollen Auftritt der a-cappella-Gruppe „VivaVoce“. Ausgelassen sangen, lachten und feierten wir an diesem Abend. Rund um die Uhr begleiteten uns Musik und Wasserschlachten, die die Hitze erträglich machten. Die heißeste Woche des Jahres forderte einen Großeinsatz der Trierer Rettungskräfte und Feuerwehren heraus, weil täglich bis zu 40 jugendliche Teilnehmer kollabierten – vor dem Dom wurde mittels einer Drehleiter eigens ein Wasserschleier-Sprühregen installiert, der die Festivalteilnehmer abkühlen sollte. Dank der vielen Helfer, die überall bereit standen und immerzu Wasser ausgeteilt haben, waren die unnormal heißen Temperaturen ertragbar.

Beim Wandelkonzert „Pueri to Go“ am Freitag zogen wir von Kirche zu Kirche und hörten drei exzellenten Chören zu: in der Konstantinbasilika dem Knabenchor des Paderborner Doms, im Dom der Mädchenkantorei St. Remigius aus Borken und in der Liebfrauenbasilika dem Jugendkathedralchor Trier. Jeder der drei Chöre hatte auch eine Uraufführung eines Auftragswerks zum Festivalmotto mit im Programm.

Das große Highlight war die Abschlussmesse am Sonntagmorgen im Trierer Dom, wo wir unter anderem die „Missa Pueri Cantores Treverensis“ aufführten, die von Christian Matthias Heiß eigens für das Festival komponiert worden war. Wir hatten vorher lange und intensiv dafür geprobt, schließlich wurde der Gottesdienst live Internet-Fernsehen auf www.domradio.de übertragen (wo er auch, wie uns gesagt wurde, noch einige Zeit in der Mediathek eingestellt bleiben wird). Bischof Ackermann fand in seiner Predigt eindrucksvolle Worte darüber, welche positive Kraft die Musik und das gemeinsame Singen entfalten kann. Und noch lange wird uns der Refrain des Schlusslieds in den Ohren klingen, eines der vielen „Schlager“ des Festivals: „...so reichte es nicht, dich Gott, unsern Gott recht zu loben.“

Besonders schön war einfach auch die Festival-Atmosphäre, an jeder Ecke der Stadt wurde gesungen und man hat sich gerne mit anderen Teilnehmern unterhalten, auch bei den gemeinsamen Essenszeiten, zu denen alle in den Innenhöfen des Bischöflichen Priesterseminars zusammen kamen. Als Christen, die aus einer Gegend kommen, in der nur etwa 4% Katholiken leben, war es für uns besonders interessant und bereichern, so viele „Gleichgesinnte“ zu treffen.

Nach dem rundum gelungenen, perfekt organisierten Chorfestival und einem abschießenden Kurzbesuch im Garten des Rommelspacher’schen Hauses nahe am Dom, wo uns Frau Rommelspacher mit leckeren Melonenschnitzen und Eiscreme verwöhnte, traten wir unsere Rückfahrt mit der Deutschen Bahn an, die noch einige Komplikationen für uns bereit halten sollte... Am Ende haben wir zwölf Stunden für den Heimweg gebraucht und kamen um ein Uhr nachts wieder am Leipziger Hauptbahnhof an.

Wir fanden alle, dass es eine wunderschöne Chorfahrt war, ein Erlebnis, das wir gerne einmal wiederholen würden. Wir danken Claudia Heinze, die uns begleitet hat, und besonders unserem Chorleiter Herrn Rommelspacher, der uns die Teilnahme an diesem großartigen Festival ermöglicht hat.

Victoria Uhle und Lea Blattner