Vleugels Orgel
Die Vleugels-Orgel in der neuen Propsteikirche
Der Auftrag zum Bau der Orgel für die neue Propsteikirche wurde bereits im Herbst 2012 an die Orgelmanufactur Vleugels vergeben. Die in Hardheim/Odenwald (nahe Würzburg) ansässige Firma hat sich in unserer Region durch zwei bedeutende Restaurierungen (Stadthalle Görlitz und Petrikirche Chemnitz) sowie einen auch in seiner Prospektgestaltung interessanten Neubau (Schlosskirche Chemnitz, 2011) einen guten Namen gemacht.
Gemeinsam mit dem Bischöflichen Orgelsachverständigen Thomas Lennartz aus Dresden wurden Konzeption und Disposition der Orgel entwickelt. Sie umfasst 45 Register, verteilt auf drei Manuale und Pedal. Auf dem Instrument soll die Orgelliteratur aller Epochen gut darstellbar sein. Hauptwerk (auf dem 1. Manual) und schwellbares Positiv (auf dem 2. Manual) sind universal ausgerichtet, das Schwellwerk (auf dem 3. Manual) hat einen deutlich französischen Akzent, damit auch die bedeutende romantische und postromantische Musik unseres westlichen Nachbarlandes gut zu realisieren ist. Auch für das liturgische und konzertante Improvisieren wird durch charakteristische Klangfarben reichlich Inspiration geboten. Moderne Spielhilfen erleichtern den Organisten die Arbeit: So können bis zu 40 000 Klangkombinationen elektronisch eingespeichert und bei Bedarf abgerufen werden.
Seit dem Ausscheiden von Thomas Lennartz aus dem Dienst des Bistums durch seinen Wechsel an die Hochschule für Musik und Theater Leipzig, wo er seit September 2014 eine Orgelprofessur inne hat und das Kirchenmusikalische Institut der Hochschule leitet, betreut Domkapellmeister Matthias Liebich als Bischöflicher Orgelsachverständiger das Neubauprojekt. Gemeinsam mit Propsteikantor Stephan Rommelspacher plante er die letzten Details des Instruments. So fand auch eine „Klangreise“ des Sachverständigen und des Kantors nach Bayreuth und Umgebung statt, wo an neuen Instrumenten der Firma Vleugels zusammen mit dem Orgelbauer und seinem Team vor allem Fragen zur Klanggebung des Leipziger Instruments besprochen wurden. Matthias Liebich wird die Vleugels-Orgel der neuen Propsteikirche nach Fertigstellung abnehmen.
In der neuen Propstei werden die Organisten das Instrument im Rücken haben und zum Chor bzw. in die Kirche blicken können. Den Spieltisch baute eine Spezialfirma aus dem hessischen Lich, die technische Planung und Zeichnung der Orgel lieferte Orgelkonstrukteur Hans Jürgen Reuschel aus dem badischen Waldkirch.
Zur Weihe der Kirche ist das Instrument bereits technisch aufgebaut, nicht zuletzt ist der Prospekt (das „Gesicht“ der Orgel) schon zu sehen. Das Instrument wird zur Kirchweihe aber noch nicht spielbar sein, weil erst danach die Orgelintonation in der neuen Propsteikirche beginnt. In diesem langwierigen und diffizilen Prozess gibt der Intonateur jeder einzelnen der über 2.700 Holz- und Metallpfeifen (die größte davon misst knapp sechs Meter, die kleinste 19 cm) ihren eigenen, unverwechselbaren Klang und gestaltet damit das Gesamtklangbild des neuen Instruments. Das Spannende und durchaus Ungewöhnliche daran ist, dass die Klangfarben der Orgel nun endlich auf eine akustische Situation abgestimmt werden, die bei der Planung des Instruments noch nicht bekannt war, sondern nur virtuell, nämlich in Rechenmodellen existierte. Vom Ohr und der Erfahrung des Intonateurs Christian Heiden wird entscheidend abhängen, ob die neue Orgel die Erwartungen, welche in der Musik- und Orgelstadt Leipzig naturgemäß recht hoch sind, erfüllen kann...
Die Orgel der neuen Propsteikirche wird am 27. September 2015 in einem Festgottesdienst von Alt-Bischof Joachim Reinelt geweiht werden. Mit der Orgelweihe beginnt eine Festwoche mit einem bunten Reigen von Veranstaltungen, in denen das neue Instrument in der ganzen Vielfalt seiner Möglichkeiten zu erleben ist.
Stephan Rommelspacher (April 2015)