Zum Abschied von Michael Gilles

Ein Dank von Stephan Rommelspacher

Die Propsteigemeinde verdankt Michael Gilles vieles. In bewegten Zeiten, nach der Emeritierung Kurt Grahls im Herbst 2012 übernahm er auf Vermittlung seines HMT-Gesangslehrers Dirk Schmidt die Leitung des Propsteichors und führte das traditionsreiche Ensemble durch ein ganzes langes Interimsjahr – zur vollsten Zufriedenheit der Chormitglieder, der Gemeindeleitung wie auch der Gottesdienstbesucher. Diese lernten ihn auch als einfühlsamen Gottesdienstbegleiter an der Orgel kennen, denn gemeinsam mit Markus Grun deckte Michael Gilles in diesem Jahr nahezu alle Orgeldienste an den Sonn- und Feiertagen ab.

Als ich im September 2013 das Amt des Propsteikantors übernahm, trat Michael Gilles ins zweite Glied zurück, blieb der Propsteimusik aber weiterhin als wertvoller Helfer erhalten: als Vertreter in Gottesdiensten und Chorproben, Chorbegleiter an der Orgel, liturgischer Kantor, Scholasänger, Solist in der Passion an Karfreitag, Helfer bei der Orgelstimmung und in vielen weiteren Funktionen, nicht zuletzt als „Link“ zum Kirchenmusikinstitut der Leipziger Musikhochschule, denn über ihren Komilitonen Michael Gilles sind viele jungen Musiker mit uns in Kontakt gekommen, haben sich bei uns engagiert und ihren Beitrag zum blühenden kirchenmusikalischen Leben unserer Gemeinde geleistet.

Bei der technischen Einrichtung des Kantorenbüros im neuen Gemeindezentrum ist mir Michael Gilles durch seine Affinität zu den neuen Kommunikationsmedien helfend beigestanden, ebenso als mein Assistent bei vielefältigen musikalischen wie auch organisatorischen Aufgaben rund um den Leipziger Katholikentag. Bezeichnend für seine emotionale Verbundenheit zu unserer Gemeinde, zu ihren Gottesdiensträumen und Instrumenten ist die Tatsache, dass Michael Gilles beide Prüfungsgottesdienste als Organist (zunächst im Bachelor-, dann im Masterstudiengang) in unseren Kirchen absolviert hat, ebenso seine Masterprüfung im Orgel-Literaturspiel. Auch die inzwischen durch Vandalismus untergegangene Schuke-Orgel der alten Propsteikirche am Rosental hat er sehr geschätzt und mehrfach auf ihr konzertiert. In die kirchenmusikalischen Annalen der Propstei eingehen wird sein glanzvolles Prüfungskonzert mit Haydns Nelsonmesse im November 2015, bei dem selbst die gestrenge Hochschuljury mit ihrer Zensur nicht an der glatten Eins vorbeikam.

Michael Gilles wird nicht nur mir, er wird uns allen fehlen. Sein Musizieren und Singen wird uns fehlen, aber auch seine freundlich-unaufgeregtes, von Hilfsbereitschaft und großer Liebenswürdigkeit geprägtes Wesen. Wir freuen uns, dass auch wir ihm etwas zurückgeben konnten, denn dass er nun als Berufsstarter direkt in eine herausragende Regionalkantorenstelle kommt, ist ungewöhnlich und hängt, wie er selber sagt, auch stark mit dem Erfahrungsschatz zusammen, den er in Leipzig, speziell aber in unserer Propsteigemeinde sammeln konnte. An Sachsen wird ihn dort in Gießen seine stattliche, 2015 von der Bautzener Firma Eule erbaute Orgel erinnern (wer mehr erfahren möchte: www.perle-der-empore.de), die den weiten neugotischen Raum der St. Bonifatiuskirche mit ihrem satten Klang erfüllt.

Lieber Michael, wir danken Dir für viereinhalb wunderbare gemeinsame Jahre! Unsere guten Gedanken begleiten Dich auf Deinem weiteren Weg, in Deinem wichtigen Dienst vor Gott und an den Menschen.

Mach’s gut, Michael...


Ein Rückblick auf vier spannende Jahre
Für den Propsteichor: Claudia Heinze

Wenn ein kleines Menschenkind seinen vierten Geburtstag hinter sich gebracht hat, ist es in der Regel zwar noch lange nicht aus dem berühmten „Gröbsten“ raus, aber es kann schon recht gut laufen und denken, hat Erfahrungen gemacht und ist unter sachkundiger Anleitung auch gelegentlich zu Überraschendem fähig...

Vergleicht man unseren Chor und den Weg, den er in den letzten Jahren gegangen ist, mit eben so einem vierjährigen Dreikäsehoch, dann war, als wir nach dem Ausscheiden von Kurt Grahl im Herbst 2012 das Laufen in gewisser Weise neu lernen mussten, Michael Gilles unser Begleiter und Mentor, der uns buchstäblich die Füße sicher und die Knie wieder fest machte. Tatsächlich – so lange ist es schon her, dass sich unsere Wege kreuzten und seither wurden wir einander nicht mehr so richtig los – bis heute.

Manch einer empfand es damals vielleicht so, als würden wir musikalisch nun kleine Brötchen backen. Kleinere jedenfalls, als man von uns gewöhnt war. Mag sein. Aber jeder weiß auch, dass es nicht auf die Größe ankommt, sondern darauf, wie diese Brötchen schmecken, was in ihnen steckt, woraus sie gemacht sind und ob man von ihnen satt und froh wird. Und genau das ist uns zusammen in diesen vier Jahren ganz oft gelungen. Wir sind auf den Geschmack gekommen und satt und froh geworden durch alles, was wir durch das gemeinsame Arbeiten neu kennen lernen durften.

Was waren wir glücklich, dass 2012 wirklich nur das Requiem ausfallen musste, Weihnachten mit Mozart jedoch stattfinden konnte! Nach nur wenigen Wochen bestand Michael mit uns zusammen seine Feuertaufe – seine erste Orchestermesse und dann auch noch an so prominenter Stelle und unter den speziellen Vorzeichen damals! Dass sich nun mit der Aufführung der Krönungsmesse 2016 dies alles noch einmal wiederholt, schließt den Kreis irgendwie logisch und passend ab.

Wir hatten eine großartige, spannende und intensive Zeit miteinander – wir lernten neu zu hören, er brachte uns mit Maoam und Wannen voller Tannen, mit Susannen und Sonnen in Kontakt und wir können seither ganz passabel legato von einer Signora in Milano singen.

Aber nicht nur Musik haben wir gemeinsam gemacht. Wir haben uns auch als Chorgemeinschaft neu aufgestellt, gutes Rüstzeug bekommen – und unseren Teil dazu beigetragen, dass Michael auch manch unverhoffte Erfahrungen machen konnte, die er jetzt in seine neue Stelle mitnimmt. Die Grundsteinlegung für die neue Propstei gestalteten wir mit, beim Bachfest 2013 waren wir dabei – Michael begleitete uns durch fast ein Jahr der Vakanz, blieb an unserer Seite beim Neubeginn mit Stephan Rommelspacher und auch danach, war ein unverzichtbarer Helfer und Freund in den Zeiten der Kirchweihe, der Orgelfestwoche, der Vorbereitung auf den Katholikentag.

Und in den letzten Monaten, in denen wir wegen der Erkrankung des Kantors durchaus wieder hätten in Nöte geraten können, war er wieder da, so dass (wie damals im Herbst vor vier Jahren) keine Probe ausfallen musste, wir einfach weiter machen konnten.

Nun heißt es wirklich Abschied nehmen. Einander begegnet zu sein, miteinander so viel Schönes geteilt zu haben, ist ein großes Geschenk und wir sind sehr dankbar dafür. Mach’s gut da in Gießen, lieber Michael, bleib gesund und inspiriert und beschützt und gesegnet und werd glücklich! Wir sehen uns hoffentlich irgendwann wieder und so lange halten wir Dir hier einen Platz in unseren Reihen warm.


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